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Die Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe –

eine geistliche Heimat

Heimisch fühlen soll er sich, der russische Schwiegersohn Nikolaij! Preußens König Friedrich Wilhelm III. scheut keine Mühen, um dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen. Doch nicht etwa ein prächtiges Schloss erwartet den Ehemann von Prinzessin Charlotte und späteren Zaren auf dieser nach ihm benannten Anhöhe – nein, Friedrich Wilhelm III. lässt eine Kirche bauen!

Zur echten Heimat wird selten das Sichtbare – da kann ein Gebäude noch so viele Zwiebeltürme haben. Im Sinne Friedrich Wilhelms III. braucht es das Unsichtbare, ein Zuhause fürs Herz. Heimat ist ein Ort, an dem ich meine Überzeugungen und meinen Glauben frei leben kann, an dem ich so angenommen und in eine Gemeinschaft aufgenommen werde, wie ich bin.
Ein ungemein aktueller Gedanke! Sehen Sie selbst, wie dieser in dem anmutigen Kirchbau St. Peter und Paul auf Nikolskoe symbolhaft Gestalt gewonnen hat.

Seit ihrer Weihe am 13. August 1837 ist diese evangelische Kirche in der Tat ein Ort fürs Herz. Brautpaare geben sich hier vor Gott und der Gemeinde das Ja-Wort. Kinder werden zur Taufe gebracht, auf dass sie geistliche Heimat im christlichen Glauben finden. Gemeinde versammelt sich zwischen Himmel und Havel, um sich ihrer „re-ligio“ zu versichern, ihrer „Rück-bindung“ – an Christus und Heilige Schrift, an die Gemeinschaft aller Christinnen und Christen, die sich weltweit in dem einen göttlichen Geist verbunden wissen und die in der Tradition derer stehen und wachsen, die vor ihnen gelebt und geglaubt haben.

Wer im christlichen Glauben ein Zuhause gefunden hat, öffnet es gern für Gäste. Darum versuchen wir das Weltkulturerbe St. Peter und Paul so viel wie möglich offen zu halten – für Touristen, Spaziergänger, Betende und Suchende, und einmal wöchentlich für Menschen, die wieder in die Kirche eintreten wollen. Die Glocken rufen: Kommt her! Kommt her!

Herzlich willkommen im „Anderraum Kirche“!

 

Nachruf: Pfarrer Claus Marcus gestorben

Pfarrer Claus Marcus   * 23.12.1938  + 22.03.2023

 

„Ich spürte eine Lust und Neugier, dem Reden des christlichen Glaubens auf die Spur zu kommen.“

 

So hat Claus Marcus seine Motivation für das Theologiestudium und den Pfarrberuf begründet.

Mit Lust und Neugier – so haben wir den Pfarrer und Menschen erlebt bis zuletzt.

Ja, er ist der Sprache des christlichen Glaubens auf die Spur gekommen und er hat selbst viele Spuren gelegt, denen viele, die ihm begegnet sind, gerne gefolgt sind in den fast 50 Jahren, die er als Pfarrer in Berlin gewirkt hat.

Zunächst in Neukölln, ab 1984 in Wannsee und ab 2002 in St. Peter und Paul auf Nikolskoe.

Seine Bemühungen um eine zeitgemäße Sprache des Glaubens und der Verkündigung haben zahlreichen Niederschlag gefunden, in Aufsätzen, Predigtvorbereitungen als Hilfe für Kolleginnen und Kollegen, oder in den von Nikolskoe herausgegebenen Auslegungen der Jahres- und Monatslosungen als biblische Begleiter.

Viele Pfarrerinnen und Pfarrer sind durch seine Versuche, liturgische Sprache aus der Umklammerung ihrer Tradition zu befreien, in ihrer Phantasie bereichert worden, und so manches Gebet, mancher Psalm, manche Eingangs- oder Sendungsworte aus seiner Feder fanden in Gottesdiensten landauf landab ihren liturgischen Ort.

 

Mehr als 20 Jahre war er Pfarrer in Wannsee.

Die Gemeinde hat ihn erlebt als den Pfarrer auf dem Fahrrad, als jemand der sich traut, die Balance zu halten, der schnell absteigen, leicht parken kann und auch noch die Umwelt schont. Ein Pfarrer zum Anfassen ist einer, der keine Berührungsängste hat und vor dem die anderen keine Berührungsängste haben, einer von uns und für uns.

Die vielleicht die schönste Wahrnehmung von Claus Marcus war: der fröhliche Pfarrer.

Das ist wohl das Geheimnis seiner Unmittelbarkeit gegenüber den Menschen, seine humorvolle Offenheit, die Lust machte und eben auch Neugier, ihn kennen zu lernen und darüber hinaus dann auch die gute Botschaft, die ihn antrieb.

 

Wie ihm das gelungen ist, hat manche Zeitgenossen, ob seiner Kenntnis unzähliger Leute sehr beeindruckt.

Davon getragen waren auch seine Bemühungen um lebendiges zukunftsorientiertes Gedenken, wie z.B. des Datums der Wannseekonferenz, das auch dank seines Engagements nicht in Vergessenheit geraten ist, ebenso sein Wachhalten des christlich-jüdischen Gesprächs auch in seinem gottesdienstlichen Ausdruck, oder seine selbstverständlich gelebte Ökumene und nicht zuletzt seine Lust und Neugier gegenüber Kunst und Literatur und seine daraus entstandenen zahlreichen Freundschaften.

 

St. Peter und Paul auf Nikolskoe war gleichsam ein für ihn geschaffener guter Ort, um all seinen Begabungen einen spirituellen Raum zu geben.

Wir werden ihm weiterhin Raum geben in unseren Erinnerungen.

Gott sei Dank für diesen ungewöhnlichen Pfarrer und Menschen Claus Marcus.

 

Harald Sommer Superintendent i.R.

 

 

 

Letzte Änderung am: 19.02.2024